Und planlos geht der Plan los
Die Kartons mit den Studienmaterialien stapeln sich bis unter die Decke. Dazwischen medizinisches Equipment, Dinge, die sonst keinen Platz in der Praxis gefunden haben, ein paar Putzmittel. Wo immer ein Fleckchen in dem kleinen Raum frei geblieben war, stand jetzt einfach – irgendetwas … “Zack, boom, bang” war der Einsatz für die Camovis-Nurses mit einem Hilferuf des CRO in einer alteingessenen Praxis in Berlin gestartet. Und doch war erst einmal im wahrsten Sinne des Wortes Aufräumen angesagt. Strukturell wie kommunikativ.
Wir erreichen den Arzt nicht mehr, war die knappe Informationen der Clinical Research Organisation, die sich mit der Bitte um Unterstützung an Camovis gewandt hat. Eine gastroenterologische Studie war in der Praxis platziert worden und stand nun vor der Initiierung. Aber: Wortwörtlich weder Bild noch Ton folgten auf die Versuche der CRO, Kontakt aufzubauen, um alles Notwendige in die Wege zu leiten.
Zur Verwunderung aller beteiligten, meldete sich der Arzt spontan bei Camovis und vereinbarte ein Erstgespräch mit der Flying Study Nurse.
Ein Tag die Woche, immer dienstags, acht Patienten – und kein Platz – waren die Rahmenbedingungen, die der Arzt der Camovis-Mitarbeiterin vorgab. Eigentlich sollte nur eine seiner Mitarbeiterinnen angelernt werden, die zusätzlich zum Praxisalltag auch die Studie betreuen sollte: Regelmäßig Vitalparameter bei den Patienten feststellen, Medikationen registrieren, die Daten erfassen und verarbeiten.
Im Alltag und vor dem Hintergrund der knappen Personaldecke eine wenig praktikable Lösung. Erst recht ab dem Zeitpunkt nicht mehr, als eine zweite Studie in der gleichen Praxis initiiert wurde. 13 Patienten gleichzeitig, Screening und Analyse. Ein “ist ja nicht aufwändig” als Reaktion nach der siebenstündigen Initiierung durch den Monitor.
Für das Camovis-Team kein Einsatz wie jeder andere. Neben den “normalen” Anforderungen der Studie, agierte die Flying Study Nurse als kommunikative Problemlöserin auf allen Ebenen. Ein Arzt, der sich zu Beginn wenig zugänglich zeigte. Wenig Zeit und noch weniger Verständnis für die Rahmenbedingungen, die eine solche Studie erfordert, dazu eine Struktur, “in der eigentlich kein Platz für einen ist”, und natürlich andere Projekte, die ebenfalls alle Aufmerksamkeit verlangten – eine Gratwanderung zwischen professionellem Engagement und persönlicher psychischer Belastungsgrenze für die Nurse.
Morgens, kurz vor sieben, in einem Büro in Berlin: Patientenliege statt Schreibtisch, Labor oder Infusionsraum statt Patientenzimmer. Wenn es die beengte Situation in der Praxis notwendig machte, betreute die Camovis-Mitarbeiterin die Studienteilnehmer auch schon einmal an ihrem Arbeitsplatz. Durchatmen und Alternativen überlegen, immer freundlich bleiben und trotzdem durchsetzen: Die Patienten sollten möglichst wenig davon mitbekommen, dass es in der Struktur haperte
“Es funktioniert nicht allein”, weiß das Camovis-Team aus Erfahrung. Wie in Berlin, muss immer auch das Praxisteam einbezogen werden, damit eine Studie umfassend und gemäß dem Protokoll durchgeführt werden kann. Hier etwa mussten täglich Temperaturlogs geführt, Proben regelmäßig bewegt werden. “Das bedeutete, immer wieder neu zu motivieren, Fronten aufzubrechen und Kommunikation zu schaffen.” Die Flying Study Nurse brachte dann auch schon einmal selbst den Müll heraus, um den Besuch des Monitors vorzubereiten.
Viele Gespräche mit dem Arzt und noch mehr Fleiß hat die Camovis-Nurse beweisen müssen, um sich Schritt für Schritt die notwendigen Freiräume zu erkämpfen – auch wenn sie manchmal daran gezweifelt hat, dass alles funktionieren würde. Der Sponsor nutzt die neue Kommunikationsbasis, um dem Mediziner Fragen zur Studie zu stellen. Sie können mit ihm umgehen, sprechen sie der Mitarbeiterin ihr Kompliment aus. Nach nun 9 Monaten ist sie mittlerweile bis zu dreimal wöchentlich in der Praxis tätig. Weitere Projekte auf Wunsch des Arztes folgen: „Ich weiß nun, dass ich Sie brauche …“